Golf von Korinth und Patras

 

Marias griechischer Zahnarzt hat uns ganz begeistert von der Fahrt durch den Kanal von Korinth erzählt. Am 29.07. war es für uns soweit. Es war ein heißer, windiger Tag und mit voller Besegelung steuerten wir Richtung Isthmia. Das Anlegen war aufgrund der starken Strömung gar nicht so einfach. Andreas sprang wagemutig vom Schiff, legte zuerst die vordere Leine an und lief nach hinten um die Heckleine zu übernehmen. Die Andaria hatte sich mit dem Hinterteil wieder vom Kai weg bewegt und er musste mit voller Kraft, gegen die Strömung, sie wieder zum Land ziehen. Da unser Skipper immer die perfekte Position anstrebt, dauerte es dann noch einige Zeit und so manche Kontroverse bis wir endlich am Kai festgemacht hatten. Während Andreas einkaufen lief, Karl zu der Kanalbehörde ging, achtete Maria auf das Boot und beobachtet ein Fernsehteam, welches Filmaufnahmen vor einem Schleppschiff machte. Normalerweise wird eine blaue Flagge aufgezogen um die Öffnung des Kanals bekannt zu geben. Aber bei uns war es nicht so. Es blieb die rote Flagge auf dem Masten und aus dem Tower rief ein Beamter uns zu: „Käpten Austria, go, go.“ Hurtig legten wir ab und Andreas hatte wieder alle Hände voll zu tun.

Der Kanal von Korinth ist 6,3 Kilometer lang und 25 Meter breit. Die Fahrt durch die von Menschenhand, in ein Kalksteinmassiv, geschnittene Schlucht ist ein erhebendes Gefühl. Ein weiteres Erlebnis war auch der Sprung (Bungee jumping) einer jungen Frau von einer der hohen Brücken über den Kanal. Wir sahen wie sie von der Brücke sprang und von dem Gummiband immer wieder hoch gezogen wurde.

Am Ende des Kanals schlugen uns kräftige Wellen entgegen. Wir fuhren der Küste entlang und sahen uns vom Meer aus die Stadt Loutraki an. Maria und Karl waren vor mehr als 30 Jahren in dieser Stadt auf Urlaub und ihr Erstaunen war groß als sie die heutige Stadt mit ihren zahlreichen Hotels sahen. Als dann der ideale Wind anhob, setzten wir die Segel und segelten bis zum Sonnenuntergang. Kurz bevor die Sonne hinter den Bergen verschwand, holten wir die Segel ein und gingen in das von der Sonne rot gefärbte Meer schwimmen. Die Dämmerung setzte ein und die Küste verwandelte sich in ein strahlendes Lichtermeer. Wir fuhren gemächlich in die Nacht hinein. Um 1.50 Uhr legten wir im Hafen von Itea an.

Itea ist eine kleine Stadt die nur wenige Touristen anzieht. Am Hafen entlang befinden sich viele Restaurants und Cafes. Riesige Schiffe finden am Stadtkai Platz zum Anlegen. Bei einem unserer Spaziergänge sahen wir zwei imposante  Motorjachten aus Malaysia  dort liegen – ganz vornehm, so mit Crews in Uniform und allem was gut und teuer ist.

Von Itea aus kann man mit dem Bus oder mit dem Taxi zum Orakel von Delphi fahren. Mit einem frühen Bus machten wir uns auf den Weg zu diesem berühmten Ort des klassischen Altertums. In der Antike wurde Delphi als der Mittelpunkt der Welt angesehen. Seine erhabene Lage inmitten von Schluchten und steilen Felsklippen ermöglichen einen außergewöhnlichen Blick über die umliegende Landschaft. Das Areal ist riesig, die Ausgrabungen der Tempel, des Theaters und der Arena sind gut präsentiert und vermitteln die einstige Intension dieses Ortes. Wir waren froh, dass wir so zeitig diesen eindrucksvollen Ort besucht hatten und als es dann heiß wurde gingen wir in das unmittelbar daneben stehende, klimatisierte Museum. Auch dieses hat uns sehr beeindruckt. Geschmackvoll fügen sich Originale und Reproduktionen zu einem Ganzen. Die Griechen der Antike hatten Phantasie und liebten die Kunst – und noch heute profitieren die Helenen von diesen Werken.

Unser nächstes Ziel war das kleine, charmante Fischerdorf Trizonia. Um die Bucht herum ist das Land saftig grün und zumeist mit Wein und Oliven bebaut. Der kleine Hafen war bereits überfüllt und wir legten uns in die nette Bucht vor dem Hafen. Anfangs waren außer uns nur zwei Schiffe in der Bucht, aber das war nicht lange von Dauer. Ein Schiff nach dem anderen lief ein und bald füllte sich die Bucht und wir beobachteten mit Vergnügen und auch ein wenig Skepsis die Ankermanöver in unserem Umfeld.

Der nächste Tag verwöhnte uns mit einem ganz tollen Segelwind. Schon bald nachdem wir die Bucht verlassen hatten rollten wir das Vorsegel aus und ließen uns von dem Wind Richtung Patras, der drittgrößten Stadt Griechenlands, ziehen. Wir segelten unter der architektonisch bemerkenswerten Brücke zwischen Rion und Antirrion durch, welche den Pelopones und das Festland verbindet. Erst knapp vor Patras holten wir das Segel ein und legten im Jachthafen an. Für Andreas war dies die letzte Station auf unserem Törn.

Patras ist eine sehr belebte, laute Stadt. Sie ist ein bedeutendes Handelszentrum und dem entsprechend groß sind auch die Hafenanlagen. Der Geruch im Hafenbereich ist äußerst unangenehm aber die Stadt hat auch ihre schönen Seiten. Im Zentrum gibt es viele Fußgängerzonen mit netten Cafes und interessanten Läden. Besonders gut gefallen hat uns die Andreas-Kirche (Fotos leider am toten Laptop), welche uns durch ihre außergewöhnliche Bauweise und auch durch den farblich harmonischen Innenbereich beeindruckte. Ein wenig zum Nachdenken brachten uns die illegalen Einwanderer, welche sich in der Nähe der Fähren und des Bahnhofs aufhielten. In Gruppen stehen oder sitzen sie an den Zäunen und sehen sehnsüchtig den riesigen Fähren oder den Zügen nach. Karl beobachten wie sich einige direkt an einer Straßenkreuzung unter einem Lastwagen schlichen und sich unterhalb anhingen um ungesehen in das Areal des Hafens zu kommen. Als wir nach einem Abendessen am Hafen entlang gingen, standen am Gehsteig eine Gruppe junger Männer an den Zaun gelehnt und starrten uns entgegen. Maria hatte ein etwas mulmiges Gefühl und wollte schon die Straßenseite wechseln als plötzlich alle zu laufen begannen um der Polizei auf ihren Motorrädern, die hinter uns gekommen waren, zu entwischen. Wir waren erschüttert – wir die von Wohlstandsproblemen geschädigten Österreicher.

Andreas hatte sich bereits eine Fahrkarte nach Athen gekauft und am 05.08. um 7:15 Uhr begleiteten wir unseren Backpacker zur Busstation. Als er in den Bus stieg wurde uns das Herz schwer, seine junge, dynamische Art brachte Abwechslung in unser Seglerleben. Wieder auf der Andaria angekommen, lösten wir die Leinen und setzten unsere Reise fort.

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